The Good Times Are Killing Me - USA 2009

Detail "The Good Times Are Killing Me", Foto: Juliane Mosterz
Ausstellungsansicht galerie baer / raum für aktuelle kunst dresden, 2009, Foto: Juliane Mosterz

aus der Serie The Good Times Are Killing Me, je 90 x 120 cm, 2009, Fotos: Juliane Mosterz

Fotografie (Detroit), 2009

Siebdrucke auf Papier, je 70 x 45 cm, 2009, Fotos: Juliane Mosterz 

Tusche auf Papier, je 33 x 24 cm, 2009, Fotos: Juliane Mosterz

The Good Times Are Killing Me

Mathias Wagner, 2011

In ihrer Bilddokumentation »The Good Times Are Killing Me« hat Stefanie Busch die Eindrücke eines Amerikaaufenthalts aus dem Jahr 2009 verarbeitet. Wie immer, wenn sie unterwegs ist, sammelte sie begierig Bilder ein. In den USA bereiste sie den mittleren Westen und stieß dort vielerorts auf die Spuren des wirtschaftlichen Niedergangs. Shrinking Cities, stillgelegte Industrieanlagen, entvölkerte und heruntergekommene Wohnviertel – Orte auf der Schattenseite des American Way of Life, in denen nicht mehr viel los ist, wo nur noch leere Fabrikgebäude und ungenutzte Werbetafeln, dem Verfall und Vandalismus preisgegeben, vom einstigen Wohlstand der Mittelklasse zeugen. Oft sind die verwaisten Immobilien mit Schildern als vacant – leerstehend ausgewiesen. Entweder verbirgt sich darin die vage Hoffnung, dass die momentane Situation nur eine vorübergehende ist und ein For Sale verfrüht wäre, oder es ist bereits klar, dass nur noch der Abriss folgt. Der Begriff der Leere nimmt hier konkrete Gestalt an. Wenn den Städten das Geld ausgeht, bleibt auch die Kultur nicht verschont. Das für den europäischen Bildungsbürger wohl unerhörteste Motiv fand die Künstlerin in der ehemaligen Autostadt Detroit, wo das Opernhaus mittlerweile als Parkhaus nachgenutzt wird.

Ihre fotografischen Aufzeichnungen ergänzte Stefanie Busch um Zeitungsartikel, Stadtpläne und Recherchen, welche die eigenen Erlebnisse vor Ort mit Hintergrundinformationen ausstatten. Aus diesem Material entstanden später die Siebdrucke und Tuschezeichnungen, wobei alle ausgewählten Hauptmotive – z.B. die große Werbetafel, das Parkhaus in der Oper, das Vacant-Schild – in der Regel einmal als Einzelbild vorgestellt werden, daneben aber immer wieder in der einfachen oder mehrfachen Überblendung mit anderen Motiven auftauchen. Das Moment der Überlagerung weist die Trostlosigkeit dieser Orte als gegenwärtigen Zustand aus, der andere, neue, vielleicht auch hoffnungsvolle Entwicklungen nach sich ziehen wird. In der fertigen Arbeit stehen sich jeweils zwei Bilder gegenüber, darunter auch einige der eigenen Fotos. So wie in unserer Erinnerung Bilder auf Bilder geschichtet werden, sich die neuen unter die alten mischen und durch den permanenten Abgleich des Unbekannten mit dem Bekannten Erfahrung und Erkenntnis möglich werden – so hat Stefanie Busch ihre Bilderfolge aus Amerika als stetigen Wechsel von Nähe und Distanz zu ihren Motiven angelegt. Nicht zufällig ähnelt die Betrachtung der Arbeit der Lektüre einer Zeitung, deren Seiten man im persönlichen Rhythmus vor- und zurückblättern kann.